Literaturhinweis : Eine warme Stimme schleicht sich in dein Ohr : aus der RDV 1/2020, Seite 52
Lothar Schröder/Markus Franz, Eine warme Stimme schleicht sich in dein Ohr, VSA: Verlag Hamburg GmbH, Hamburg 2019, 96 S., 8.00 €
Der Titel ist ungewöhnlich und macht neugierig. Was nach erster Assoziation ein Gedichtband sein könnte, entpuppt sich als eine sehr eingängige Erklärschrift über die gesellschaftlichen Voraussetzungen und Wirkungen von KI. Die Autoren – Mitglied des ver.di Bundesvorstandes und Journalist – schreiben nicht für Juristen und nicht (nur) für Akademiker. Ihr Ziel ist es, einem breiten Publikum das näher zu bringen, was an Veränderungen durch KI in nicht allzu ferner Zeit auf uns zukommen könnte.
Die Autoren tun dies in sehr eingängigen Thesen und mit plastischen Beispielen und sehr süffiger Schreibe. Es ist eine Freude, in dem Buch zu blättern und sich anregen zu lassen. Das Panorama ist dabei weit gespannt. Es wird erklärt, was KI überhaupt ist, welche Auswirkungen es auf den Verlust und Zugewinn von Arbeitsplätzen haben könnte, und wie sie gute Arbeit sichern oder in Frage stellen könnte. Zentrale Leitmotive sind hier die Würde des Menschen als Ziel einer gerechten Arbeitsordnung, aber auch die Gleichberechtigung, die Mitbestimmung und der Datenschutz kommen nicht zu kurz. Die Verfasser leugnen dabei ihre Herkunft nicht. Es wird konsequent nach gewerkschaftlichen Antworten gesucht. Vieles davon wird auch derjenige unterschreiben können, der sich einem anderen Lager zurechnen würde („Mädchen in den MINT-Fächern fördern“; „Produkthaftung für KI“), anderes bleibt sperrig (z.B. Robotersteuer). Am Ende steht eine Vision, die hoffen lässt. KI kann dem Menschen die Arbeit erleichtern und ihn entlasten, ihm Freiraum für Kreativität bieten und Brücken über die Kulturen hinweg bauen. Doch den Autoren ist klar: „Dafür müssen wir etwas tun. Bitte macht mit.“
Insgesamt handelt es sich also um ein Buch, das ich gerne gelesen habe und das mir plastische, verständliche Argumente für die Diskussion an die Hand gegeben hat. Nicht alle Thesen teile ich, doch mit allen muss man sich auseinandersetzen. Jedem Datenschützer, der seinen Horizont erweitern will, sei es herzlich zur Lektüre empfohlen. Ein Gewinn!
(Redaktion)