Hosen lernen laufen
Dass Lahme gehen ist nach der Bibel ein Wunder. Forscher an der US-Harvard-Universität wollen Querschnittsgelähmten und Schlaganfallpatienten nun auf irdische Weise helfen. Die muskelkraftverstärkenden Exoskelette werden etwa in der Medizin, in der Arbeitswelt und beim Militär dort eingesetzt, wo der menschliche Körper mehr Kraft braucht, als er hat. Roboteranzüge, die man sich wie eine Rüstung überziehen kann, unterstützen die menschliche Bewegung etwa beim Heben schwerer Gegenstände. Sie haben aber den Alltag der Verbraucher noch nicht erobert, wie E-Bikes.
In Harvard forscht man nun an „Exosuits“. Das sind Roboterhosen, die man über Hüfte und Schenkel zieht, damit sie den unteren Rücken um das Hüftgelenk herum beim Gehen und Laufen unterstützen. Es ist schwierig, der Hose „beizubringen“, ob der Mensch noch geht oder schon läuft. Das liegt am unterschiedlichen Charakter der Bewegungen. Gehen funktioniert nämlich physikalisch wie ein Pendel und Rennen wie eine Feder. Algorithmische Systeme sollen den Charakter der Bewegung erkennen und den von ihnen gesteuerten Kabeln in der Hose des Läufers den Impuls geben, langsam oder schnell am Oberschenkel zu ziehen, um die Muskeln auch richtig zu unterstützen. Das entlastet bei der Fortbewegung, und man bekommt einen Schub wie beim E-Bike-Fahren. Bestimmt können besonders sportliche Läufer ihre Hosen auch darauf trimmen, sie so anzutreiben wie ein Reiter sein Pferd. So bekommt die Reithose eine ganz neue Bedeutung.